Kilogucker - Tipps und Tricks rund um Abnehmen, Ernährung und Fitness

Ernährungsumstellung mit Verhaltenstherapie

Abgelegt unter Abnehmen & Diät by Tobias am 24. April 2020

Zum Psychologen gehen Menschen mit Depressionen und Angststörung – und mit Übergewicht. Gerade bei Menschen, die unter Adipositas leiden, sitzen neben Ernährungsberatern und Medizinern immer öfter auch Psychologen mit am Tisch. Denn besonders bei schwerem Übergewicht ist es den Betroffenen kaum möglich, die gesundheitsschädlichen Pfunde allein wieder los zu werden. Aber auch Menschen, die nur einige wenige überschüssige Pfunde mit sich herumtragen, können von einer psychologischen Beratung profitieren.

Denn Übergewicht liegt fast immer im Essverhalten begründet. Und wie viel gegessen wird hat nur in den wenigsten Fällen wirklich etwas mit Hunger zu tun. Viel öfter wird die Nahrungsaufnahme genutzt, um beispielsweise Einsamkeit oder Stress zu reduzieren und das eigene Wohlbefinden zumindest kurzfristig zu verbessern.

Abnehmen muss im Kopf beginnen

Das sagt auch die Neurowissenschaftlerin Annette Horstmann vom „Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrum AdipositasErkrankungen“ in Leipzig. Denn während Übergewichtigen oft der Vorwurf gemacht wird, sich gehen zu lassen, erklärt Horstmann: „[…] so einfach ist das nicht, denn ihr Gehirn funktioniert anders als das Normalgewichtiger„. Die Wissenschaftlerin untersuchte die Gehirne von über 100 Versuchspersonen und fand stets das gleiche Muster. Das Belohnungszentrum des Gehirns, welches auf lustvolle Reize reagiert (wie Essen oder Sex), war bei Übergewichtigen deutlich vergrößert. Die Regionen im frontalen Kortex, welche für die Kontrolle der Nahrungsaufnahme zuständig sind, fielen hingegen kleiner aus, als bei der normalgewichtigen Kontrollgruppe. „Die Unterschiede waren so spezifisch, das hätten wir nicht erwartet“, so Horstmann.

Die Forscher des Max-Planck-Instituts fanden außerdem noch eine weitere psychologische Besonderheit bei übergewichtigen Testpersonen, die man sonst bei Suchtkranken findet. „Stark Übergewichtigen erscheinen kurzfristige Belohnungen attraktiver, während sie langfristige negative Folgen einfach ausblenden“, erklärt die Neurowissenschaftlerin.

Unterschiede in der Hirnchemie

Anette Horstmann ist überzeugt, dass auch der Botenstoff Dopamin, welcher das Lustempfinden steuert, von Normal- und Übergewichtigen unterschiedlich aufgenommen wird. Studien zeigten, dass übergewichtige Versuchspersonen mehr Rezeptoren für diesen Botenstoff besaßen. Die Neuroforscherin erklärt: „Übergewichtige essen also vermutlich deshalb mehr, weil sie dadurch stärker belohnt werden und mehr Lust empfinden.“

Interessanterweise kippt dieses Phänomen mit zunehmendem Übergewicht. Ab einem BMI von 30 fanden Forscher durchschnittlich weniger Dopaminrezeptoren. Umso stärker das Gewicht steigt, um so mehr muss also gegessen werden, damit der gleiche Belohnungseffekt erreicht werden kann. Ein Teufelskreis.

Das Gehirn kann man trainieren

Die gute Nachricht ist, dass das Gehirn trainiert werden kann. Durch kognitive Verhaltenstherapie können die Veränderungen in der Hirnstruktur wieder rückgängig gemacht werden. Generell wird davon ausgegangen, dass Gehirn und Gewicht sich gegenseitig beeinflussen. „Abnehmen verändert das Gehirn, gleichzeitig kann aber auch ein kognitives Verhaltenstraining die Pfunde schmelzen lassen, weil sich das Gehirn dadurch neu ordnet“, erklärt Horstmann. So zeigte sich, dass bei Versuchspersonen, die beispielsweise mit dem Kalorienrechner abnehmen und so stark an Gewicht verlieren, auch im Gehirn positive Veränderungen zu verzeichnen waren. Die Kontrollregionen im frontalen Kortex wurden wieder aktiver und der Botenstoff Dopamin konnte von den Nervenzellen wieder besser verarbeitet werden.

Emotionales Essen

Auch bei sogenannten emotionalen Essern kann eine Kombination aus Ernährungsberatung und Verhaltenstherapie helfen. Zu verstehen, woher die negativen Gefühle kommen, die durch das Essen verdrängt werden sollen, kann der erste Schritt zurück in Richtung Normalgewicht sein.

intueat.de

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