Das falsche Bild vom Cholesterin
Cholesterin ist nicht grundsätzlich schlecht, denn es hat verschiedene notwendige Funktionen in unserem Organismus. Cholesterin ist ein von Natur aus im Körper vorhandener Fettstoff, der eine Vielzahl von wichtigen Aufgaben erfüllt. Es ist ein Baustein der Zellwände und dient als Ausgangssubstanz für die männlichen und weiblichen Geschlechtshormone Testosteron und Östrogen, für die Hormone der Nebenniere und für das Vitamin D. Zudem wird es für die Bildung von Gallensäuren benötigt. Hiervon leitet sich auch sein Name ab, der aus den griechischen Wörtern „chole“ (Galle) und „steros“ (fest) zusammengesetzt wird, denn bereits im 18. Jahrhundert konnte der Stoff in Gallensteinen nachgewiesen werden. Das Cholesterin wird zu ca. 90% vom Körper selbst in Leber und Dünndarm hergestellt, der weitaus geringere Teil wird durch tierische Fette mit der Nahrung zugeführt.
Cholesterin wird durch die Blutbahnen im Körper verteilt. Da es als Fett nicht wasserlöslich ist, es also nicht einfach im Blut mitschwimmen kann, muss es sich an Eiweißstoffe binden, die ihm als Transportmittel dienen. Die LDL-Körper (Low Density Lipoproteins) transportieren das Cholesterin von seinen Entstehungsorten zu seinen Bestimmungsorten in den Zellen und Organen, die HDL-Körper (High Density Lipoproteins) nehmen es dort nach Beendigung seiner Aufgaben auf und transportieren es zur Leber, wo es abgebaut wird. Mitunter kommt es vor, dass dieser Mechanismus gestört ist, dass es zu viele LDL-Körper gibt, die das Cholesterin verteilen, aber zu wenig HDL-Körper, die es wieder wegbringen. Dann lagert sich das überschüssige Cholesterin an den Wänden der Adern ab, was im Laufe der Zeit zu einer Arteriosklerose (Arterienverkalkung) und in deren Folge zu einer Verengung der Adern oder sogar zu deren Verschluss führen kann, die Hauptursache für einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall. Oft wird das HDL-Cholesterin daher als „gutes“, das LDL-Cholesterin dagegen als „schlechtes Cholesterin“ bezeichnet.
Einfluss der Ernährung auf den Cholesterinspiegel
Da Cholesterin nicht in pflanzlichen, sondern nur in tierischen Lebensmitteln wie Fleisch, Wurst, Hühnerei, Butter und anderen Milchprodukte vorkommt, war die gültige Lehrmeinung, zur Vermeidung eines hohen Cholesterinspiegels und damit zur Verhinderung einer Arteriosklerose auf den Verzehr von tierischen Fetten weitgehend zu verzichten. Dies führte unter anderem auch zu einer extensiven Bewerbung und Vermarktung cholesterinfreier Lebensmitteln, wie beispielsweise Pflanzenmargarine. Insbesondere vor dem Verzehr von Hühnereiern wurde gewarnt, da ein Eidotter mit 250-300 mg Cholesterol den absolut höchsten Cholesteringehalt bei Lebensmitteln aufweist.
Heute wird der Einfluss der Ernährung auf die Cholesterinwerte mehr und mehr bezweifelt. Studien haben gezeigt, dass der Verzehr von Hühnereiern kaum einen Einfluss auf den Cholesterinspiegel hat. So konnte Margaret A. Flynn von der University of Missouri/Columbia mit ihrem Team schon 1979 in einer groß angelegten Studie mit 116 Personen verschiedener Altersstufen nachweisen, dass weder der Verzehr von täglich zwei Hühnereiern noch der Verzicht darauf zu Veränderungen bei den Cholesterinwerten der Probanden führte. Eine ähnliche Studie wurde auch 2009 von Prof. Bruce Griffin von der University of Surrey durchgeführt. Er kam zu dem Ergebnis, dass einige Menschen auf den Verzehr von Eiern sogar mit sinkenden Cholesterinwerten reagieren.
Mittlerweile hat man herausgefunden, dass der Körper seine eigene Cholesterinproduktion an die Cholesterinaufnahme durch die Nahrung anpassen kann, um das erforderliche Niveau zu halten. Wird viel Cholesterin durch die Nahrung aufgenommen, produziert der Körper entsprechend weniger Cholesterin und umgekehrt.
Altersbedingte Veränderung des Cholesterinspiegels
Früher gab es feste Richtwerte für die Höhe des Cholesterinspiegels. So galt ein Gesamtcholesterinspiegel von über 250 mg/dl Blut (LDL über 175 mg/dl und HDL unter 35 mg/dl) grundsätzlich als bedrohlich. Da aber die meisten erwachsenen Menschen ab einem gewissen Alter über derart hohe Cholesterinwerte verfügen, hatte das zur Folge, dass cholesterinsenkende Mittel (Statine) zu den meistverschriebenen Medikamenten in Deutschland gehörten.
Heute weiß man, dass der Anstieg der durchschnittlichen Cholesterinwerte mit steigendem Alter in der Regel nicht das Anzeichen einer Krankheit ist, sondern ein Anzeichen dafür, dass mit steigendem Alter die Reparaturfunktionen des Cholesterins immer wichtiger werden, der Bedarf an Cholesterin also steigt und der Körper seine Produktion an den erhöhten Bedarf anpasst. Als Faustregel gilt, dass der Gesamtcholesterinwert bei Erwachsenen ca. 200 mg/dl + Lebensalter betragen sollte, bei Kindern ca. 175 mg/dl.
Nach wie vor gilt jedoch bei einem stark erhöhten Anteil des LDL, dessen Senkung als erstrebenswert. Hierfür wird eine gesunde Lebensweise empfohlen, man sollte also aufs Rauchen verzichten, sein Übergewicht reduzieren und sich vor allem viel bewegen. Und völlig unabhängig von ihrem Einfluss auf den Cholesterinspiegel, trägt auch eine ausgewogene Ernährung viel zur allgemeinen Gesundheit bei.
am 14. Februar 2011 um 10:54 pm Uhr
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am 30. März 2011 um 11:21 am Uhr
Hierzu gibt es auch nützliche Informationen von dr. Strunz, dem Laufpapst, wie man so sagt. Er bestätigt, das Cholesterien nicht negative Assoziationen hervorufen sollte (wie es leider oft der Fall ist), sondern das Gesamtkonzept der Ernährung wichtig ist und darin auch Chorlesterin seine Funktion hat.
Sehr intressantes Thema, das mal weiträumiger bekannt gemacht werden sollte. Viele haben leider ein alteingesessenes und falsches Bild!
Gruß,
Sabine Sänger
am 06. April 2011 um 2:15 pm Uhr
Wusste ich nicht.
Danke.
Wieder was gelernt.
Charly